Zum Thema Substrat gibt es wohl unzählige Literatur, sei es im Web oder in Büchern. Ich habe mir die einzelnen Bestandteile einmal genauer angesehen und auf dieser Grundlage die für mich perfekte Substratmischung zusammengestellt.
Um es vorwegzunehmen, meine Standardmischungen lauten:
junge Bäume: Akadama (Körnung 5-10mm): Weißtorf = 1 : 1
ältere Bäume: Akadama (Körnung 5-10mm): Weißtorf = 2 : 1
Das Substrat besteht aus organischen und anorganischen Bestandteilen.
Lasst uns mit den bekanntesten anorganischen Bestandteilen beginnen:
Akadama: Akadama ("rote Erde") stammt aus Japan und ist ein besonderes Lehmgranulat. Lehm wiederum besteht aus Tonen (verwittertes Gestein), Sand und anderen mineralischen Beimengungen.
Das Besondere an der Zusammensetzung von Akadama ist, dass sie aus vulkanischem Gestein besteht, das -anders als etwa die Sedimentschichten in Deutschland- sehr kalkarm, allerdings reich an Mineralien wie Mangan, Silizium, Eisen, Vanadium und Molybdän ist.
Akadamaerde wird hergestellt, indem die vorgesehene Körnung bei etwa 200°C getrocknet wird.
Es gibt viele Gründe, warum man Akadamaerde verwendet:
Sie ist luft- und wasserdurchlässig, gibt langsam ihre Mineralien ab und kann große Mengen Wasser speichern. Akadama hat außerdem eine ph-Pufferwirkung, d.h. durch Akadama fällt die Veränderungen des ph-Werts (z.b. durch Zugabe von Dünger) wesentlich geringer aus.
Anmerkung: Oft findet man die Bezeichnung "doppelt gebrannt" (falsche Übersetzung vom engl. "brand", da das Wort "Marke" bedeutet). Man unterscheidet zwischen weicher und harter Akadamaerde. Es handelt sich dabei um zwei verschiedene Lehmarten, die sich auch im Herstellungsprozess unterscheiden. Für Bonsai ist nur die harte Erde eignet, da sie nicht so schnell verklumpt.
Mischung: Aufgrund obiger Eigenschaften sollte Akadama die Hauptrolle in jedem Substrat spielen. Das Manko an Akadama ist, dass es wie jeder andere Lehm aufgrund der hohen Entstehungstemperaturen anorganisch ist, d.h. organische Stoffe (s.u.) extra zugesetzt werden müssen.
Hat man einen älteren Baum, sollte man die Konzentration an Akadama erhöhen (bis auf 100%). Dadurch erreicht man, dass der Baum nicht mehr weiterwächst und die Blätter klein bleiben.
Da ältere Bäume außerdem nicht dieselben regenerativen Fähigkeiten wie jüngere Bäume besitzen, steigt die Gefahr von Wurzelfäule, der Akadama entgegenwirkt.
Blähton: Blähton ist wie Akadama ein Lehmgranulat, das allerdings bei deutlich höheren Temperaturen gebrannt wird. Auch unterscheidet es sich in der mineralischen Zusammensetzung. Blähton ist sehr kalkreich und enthält Mineralien wie Silizium und Aluminium. Im Gegensatz zu Akadama ist Blähton auch wesentlich kostengünstiger.
Bzgl. der Vorteile von Blähton kann auf die Ausführungen zur Akadamaerde verwiesen werden.
Es wurde wissenschaftlich erwiesen, dass sich Nährstoffe von Dünger auf der Oberfläche des Tons absetzen und langsam an die Wurzeln wieder abgegeben werden.
Lavasplitt: Lavasplit ist eine gute Alternative zu Ton. Es sorgt für eine gute Durchlüftung, speichert Wärme und nimmt aufgrund der hohen Kapillarität viel Feuchtigkeit auf. Der Splitt gibt außerdem für einige Zeit noch Mineralstoffe ab.
Lavasplitt hat gegenüber Akadama einen ökologischen Vorteil, da es z.B. aus der Eifel stammt. Außerdem ist Lavasplit etwas billiger.
Kies und Sand: Oft findet man Empfehlungen, die Kies und (Gärtner-)Kies als Substratzuschlag vorsehen. Der Vorteil dieser Bestandteile ist sicherlich, dass sie die Erde auflockern und damit Wurzelfäule verhindern.
Das Problem und auch der Nachteil gegenüber Akadama/Blähton ist, dass Kies und Sand Wasser durchlassen und nicht speichern. Damit wirken diese Bestandteile nicht aktiv an der Versorgung des Baumes mit Wasser bzw. Nährstoffen vor. Außerdem wird Sand ziemlich schnell ausgespült.
Ich persönlich lasse Kies und Sand völlig aus dem Substrat weg.
Katzenstreu: Man mag es kaum glauben, aber es gibt wirklich Menschen, die Katzenstreu als Substrat verwendet. Es ist völlig ungeeignet, da es seiner Natur nach klumpen soll und nach dem Trocknen steinhart wird. Dass dies für die Wurzeln bzw. den Nährstoffaustausch schädlich ist, liegt auf der Hand.
Styropor: Auch Styropor wird oftmals als Bestandteil von Substrat verwendet. Der Vorteil ist, dass es eine gute Durchlüftung bietet. Das Problem ist, dass Styropor nicht gleich Styropor ist, d.h. es gibt etwa Styropor, das kein Wasser speichern kann und solches, das es eben kann. Styropor hat daher dieselben Eigenschaften wie Kies.
Der zweite Teil des Substrats besteht aus organischen Bestandteilen. Diese organische Komponente darf nicht unterschätzt werden, da sie einen wesentlichen Beitrag zum Wachstum der Pflanze darstellt.
Ein weiterer Vorteil ist auch, dass man bei einem rein anorganischen Substrat mehrmals täglich gießen muss.
Gartenerde: Natürlich wachsen Bäume auch in "normaler" Gartenerde. Das Problem ist, dass die Versorgung der Pflanze eben nicht optimal ist. Denn wer weiß schon, wie sich die eigene Gartenerde zusammensetzt ? Meine Gartenerde hat etwa einen hohen Lehmanteil. Das Problem daran ist, dass Lehm im natürlichen Zustand sehr hart werden kann und damit den Wurzeln schadet.
Komposterde: Komposterde wird gerne bei der Aufzucht von Stecklingen verwendet, da sie sehr reich an Nährstoffen sind. Ein weiterer Vorteil ist, dass man sie leicht selbst herstellen kann und damit genau weiß, was drin ist.
Auf der anderen Seite sollte Komposterde nicht bei älteren bzw. kostbaren Bäumen verwendet werden, da sich in ihr viele Keime und Bakterien finden. Ich habe gelesen, dass die Erde vor der Verwendung in die Mikrowelle gesteckt wird, um sie so zu sterilisieren. Das Problem daran ist, dass organische Bestandteile hitzeempfindlich sind und diese Temperaturen nicht überstehen. Der Erfolg für das Wachstum hält sich daher in Grenzen.
"Bonsaierde": Ich stehe dem Begriff Bonsaierde etwas skeptisch gegenüber. Es gibt nicht die perfekte Bonsaierde. Jeder Baum stellt eigene Anforderungen an die Zusammensetzung des Substrats.
Ich denke, der Begriff Bonsaierde ist das Ergebnis der "Geschäftstüchtigkeit" der Bonsaihändler.
Sicherlich hat Bonsaierde einen beruhigenden Effekt bei Anfängern, die am Anfang keine Rückschläge erleiden wollen. Ich sehe es aber als besonderen Reiz, mein Substrat selbst zu mischen. Daher kommt Bonsaierde für mich nicht in Betracht.
Kanuma: Kanuma ist nichts anderes als "Vitaminerde" aus Japan, also besonders mit Nährstoffen angereicherte Erde. Dagegen ist nichts zu sagen, außer dass es nicht billig ist und man auch keine Wunder erwarten darf.
Torf: Torf besteht zu mind. 30% aus organischen Substanzen (abgestorbene Moose, Flechten und Gehölze). Er entsteht in Mooren, wobei eine 1m dicke Torfschicht etwa in 1000 Jahre ausgebildet wird.Torf hat einen niedrigen ph-Wert und ist daher für eine Vielzahl von Baumarten bestens geeignet.
Es sind zwei bekannte Arten zu unterscheiden:
Weißtorf hat einen geringeren Zersetzungsgrad als andere Torfarten. Er wird auch als Düngetorf bezeichnet, der allerdings mit Mineralien angereichert ist.
Schwarztorf (jap. Keto) ist die älteste Torfschicht und hat den höchsten Zersetzungsgrad.
Der Grund, warum ich eher zu Weißtorf tendiere ist, dass er ein größeres Porenvolumen besitzt und damit Wasser besser bzw. länger aufnehmen kann.
Zusammenfassung:
Jedes Bonsaisubstrat sollte aus organischen und anorganischen Bestandteilen bestehen. Welche Komponenten man dafür wählt, muss man selbst entscheiden.
Bei jüngeren Pflanzen sollte man ein Verhältnis von 1:1 wählen.
Je älter der Baum wird, umso mehr sollte der anorganische Teil überwiegen.
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